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Der Flughafen Tempelhof ist keine Bauruine

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Die für die Entwicklung des Flughafengebäudes verantwortliche Tempelhof Projekt GmbH weist Zeitungsberichte zurück, in denen der Eindruck erweckt wird, das denkmalgeschützte Gebäude am Platz der Luftbrücke sei eine Bauruine. „Das Flughafengebäude ist stark sanierungsbedürftig, aber keine Ruine, von der Gefahr für Leib und Leben ausgeht“, sagt der Geschäftsführer der Tempelhof Projekt GmbH, Gerhard W. Steindorf. Die Mieter im Gebäude sowie Veranstalter, die Flächen für Events mieten, sind nicht gefährdet. Der Flughafen Tempelhof ist als Eventlocation mittlerweile international bekannt und gestaltet sich erfolgreich. Rund 100 Veranstaltungen fanden 2012 in Tempelhof statt.

Neben der Modemesse Bread&Butter sind das Berlin Festival, die Designmesse DMY und die Sportmesse Berlin Vital regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen mit hohen Besucherzahlen. Auch namhafte Einzelveranstaltungen wie die Jubiläumsfeiern von Mercedes-Benz zu 125 Jahren Automobilgeschichte, die Campus Party 2012 und die gemeinsamen Konzerttage der Ärzte und Toten Hosen vom 9. bis 11. August 2013 finden in Tempelhof statt. Die Veranstaltungen profitieren dabei von der innerstädtischen Lage und der historischen Flughafenatmosphäre.

Insgesamt stehen 50.000 Quadratmeter geschlossene Flächen, 19.000 Quadratmeter überdachte Vorfeldfläche und 236.000 Quadratmeter offene Vorfeldfläche zur Verfügung. Diese Kombination ist weltweit einzigartig. Neben dem Eventbetrieb gibt es eine Reihe langfristiger Vermietungen im Flughafengebäude. Bereits heute haben über 100 Unternehmen und Institutionen dauerhaft Räume gemietet. Unter ihnen sind Designer, Musiker und Online-Spieleentwickler. Die größte Fläche nutzt der Polizeipräsident in Berlin. „Natürlich gibt es ein Entwicklungskonzept für das Flughafengebäude in Tempelhof. Der strukturierte Sanierungsplan, aus dem hervorgeht, in welchem Jahr welche Arbeiten notwendig sind, muss allerdings nach der bisher vorgesehenen Kürzung der Haushaltsmittel neu aufgebaut werden. Für die Sanierung des Flughafengebäudes brauchen wir keinen Retter von außen, sondern schlichtweg die notwendigen Mittel“, sagt Gerhard W. Steindorf. Die Sanierung lässt sich nicht beliebig lang strecken. Mit den Jahren verschlechtert sich der Zustand des Gebäudes weiter und die Kosten steigen.

Die Tempelhof Projekt GmbH beziffert die Summe zum Abbau des Instandsetzungsstaus auf 145 Mio. Euro. Hinzu kommen rund 50 Mio. Euro für eine Modernisierung auf minimalem Niveau. „In den letzten beiden Jahren haben wir bereits 17 Mio. investieren können. Auf diesen Ausgangszahlen basiert die Kosten- und Finanzierungsübersicht, die wir zurzeit erarbeiten und die dem Berliner Abgeordnetenhaus zur Abstimmung vorgelegt wird“, so Steindorf.

Die laufenden Bewirtschaftungskosten lagen 2012 bei 12,7 Mio. Euro. Dem standen Einnahmen aus der Büro- und Eventvermietung von 12,1 Mio. Euro entgegen. Für 2013 rechnet die Tempelhof Projekt GmbH durch verbesserte Effizienz der Bewirtschaftungskosten und höhere Mieterträge mit einem ausgeglichenen Bewirtschaftungsergebnis. Beiträge, die für die Sanierungsarbeiten notwendig sind, können daraus allerdings nicht geleistet werden.

In die historischen Räume sollen vor allem Unternehmen aus der Kreativwirtschaft und dem Bildungsbereich einziehen – die lebendige Mischung reicht vom kleinen Start-Up bis zur etablierten Medienagentur. Sie und ihre Mitarbeiter stehen in der Tradition des Flughafens Tempelhof, der immer Neues hervorgebracht hat und ein Ort der Kommunikation ist.

Ein wichtiger Schritt ist die Sanierung des ehemaligen Offiziershotels der U.S. Air Force am Platz der Luftbrücke. Diese ca. 8.000 Quadratmeter große Fläche soll zu einem Kreativ- und Gründerzentrum ausgebaut werden. Gastronomische Einrichtungen, Touristeninformation, Räume für Ausstellungen und Konferenzen im Erdgeschossbereich öffnen das bislang geschlossene Gebäude für die Stadt.

Die Hangars, die Haupthalle, die Transitbereiche und das ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Vorfeld werden auch in Zukunft als Veranstaltungsflächen genutzt und weiter ertüchtigt. Eine dauerhafte Genehmigung als Versammlungsstätte wird die Attraktivität der Eventlocation Flughafen Tempelhof weiter erhöhen und dazu beitragen, dass zukünftig eine noch größere Anzahl namhafter Veranstaltungen im Gebäude stattfindet. Das mit den Vermietungen erwirtschaftete Geld fließt in die dringend erforderliche Instandhaltung des Gebäudes.

Das Flughafengebäude ist Teil eines zu entwickelnden integrierten Energiekonzeptes für die gesamte Tempelhofer Freiheit. Ein wichtiger Bestandteil ist das 1,2 Kilometer lange Dach, auf dem eine Photovoltaikanlage installiert werden soll. Andere Bereiche des Daches, vor allem im Osten und Südwesten, eignen sich hervorragend für öffentlich zugängliche Besucherterrassen. Die Geschichte des Standortes soll mit einer Geschichtsgalerie auf dem Dach erzählt werden. Zusammen mit dem AlliiertenMuseum, das voraussichtlich ab 2017 in den Hangar 7 ziehen wird, entsteht so ein ganz besonderer Ort, auch für Berlin-Touristen.

Eine Nutzung des Flughafengebäudes für Wohnungen sieht die Tempelhof Projekt GmbH nicht, weil die denkmalgeschützte Raumstruktur dies nicht zulässt. Viele Räume haben zum Beispiel keine ausreichende Belichtung, weil sie in die Hangarbereiche ausgerichtet sind. Das Flughafengebäude Tempelhof eignet sich nach Ansicht der Zentral- und Landesbibliothek auch nicht für den Bibliotheksbetrieb. Das langgestreckte Terminalgebäude, für den Flugbetrieb gebaut, entspricht in keiner Weise den heutigen logistischen Anforderungen an einen Bibliotheksbau. Ein effizienter und wirtschaftlicher Betrieb ist auf einen überaus kompakten, funktionalen Baukörper angewiesen, der ein hohes Maß an Flexibilität aufweisen und in seiner Geometrie so schlicht wie möglich sein muss. Die erforderliche Einbeziehung der Flugsteige für die öffentlichen Bereiche würde beispielsweise mehrere hundert Meter lange Wege für die Bibliotheksnutzerinnen und -nutzer zur Folge haben. Auch sämtliche Transportstrecken für Medien innerhalb der Bibliothek wären sehr aufwändig. Sie verhindern eine hohe Servicedichte und fordern gleichzeitig mehr Personaleinsatz. So wäre die Bibliothek im Flughafengebäude nicht wirtschaftlich zu betreiben. Die Unterbringung der ZLB im Flughafengebäude gliche einem Neubauvorhaben unter erschwerten Bedingungen. Die Kosten sind nicht günstiger als bei dem geplanten Neubau am Rand des Tempelhofer Feldes.

Am 17. August 2013 findet im Flughafen Tempelhof eine öffentliche Informationsveranstaltung statt.

Info: www.tempelhof-projekt.de