Start Meinung Ben Erben identifiziert Megatrend auf der SXSW

Ben Erben identifiziert Megatrend auf der SXSW

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Das Festival South by Southwest (SXSW) in Austin/Texas gilt als absoluter Hotspot für Neuheiten und Entwicklungen in den Bereichen Technik, Marketing, Medien und Kultur. Ben Erben, ECD bei Mutabor, war vor Ort und hat in den Conference-Tracks einen Megatrend identifiziert, der die Design-, Brand Experience- und Advertising-Branche umtreibt und große Chancen bereithält: „Inclusivity and Accessibility”.

Den folgenden Beitrag über das SXSW Festival hat Ben Erben, ECD bei Mutabor, für den BlachReport verfasst.

Was sich wie ein weiteres „Feelgood“-Thema anhört, bietet wesentlich mehr Potenzial, als nur „das Richtige zu tun“. Aus meiner Sicht sind Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit derzeit die wichtigsten Transformations-Treiber in der Eventbranche. Und das zu Recht. Durch die Pandemie haben wir alle einen temporären Einblick erhalten, wie sich Einschränkung oder Ausschluss im Alltag anfühlt. Mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt leben mit einer Behinderung. Die meisten von uns werden wahrscheinlich irgendwann in ihrem Leben mit einer vorübergehenden, situationsbedingten oder dauerhaften Behinderung konfrontiert sein.

SXSW 2023

Barrierefreiheit im Kommunikationsdesign bedeutet sicherzustellen, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Einschränkungen gleichberechtigten Zugang zu Technologie, Dienstleistungen, Informationen und Räumlichkeiten haben. Wenn wir uns heute auf den Messen und Events in Europa, wie zum Beispiel kürzlich auf dem Mobil World Kongress, umsehen, dann finden sich hier nur vereinzelt überzeugende Ansätze. Es fehlt an Lösungen aus Eigenantrieb der Aussteller oder Eventbetreiber, die in dem Thema noch nicht die Chance für Innovation, Wachstum und Kreativität erkennen.

Inclusivity and Accessibility im Praxistest: Nach oben ist noch Luft

Bei SXSW gab es zahlreiche Talks und Meet-Ups zu diesem Themenbereich. Die ernüchternde Erkenntnis aus den Veranstaltungen, die ich besucht habe: viele Worte, aber wenig Konkretes.

Ich vermute, dass wir im Bereich Inklusion auf Events eine ähnliche Entwicklung wie in der Nachhaltigkeitsdebatte sehen werden. Erst wenn Unternehmen den Handlungsbedarf erkennen und neue Anforderungen in ihre Briefingunterlagen an Dienstleister integrieren, entsteht ein wirkliches Momentum. Die Themen erhalten erst dadurch die notwenige Aufmerksamkeit, um innovative und wirtschaftliche Lösungen zu suchen und zu finden. Bezogen auf Nachhaltigkeit führte dies beispielsweise zu einem Fokus auf wiederverwendbare Messesysteme, recycelbare Materialien, der Reduzierung von Abfall, alternative Nachnutzungskonzepte und hybride Veranstaltungskonzepte.

»Wenn wir den Weltraum zugänglich machen können, können wir jeden Raum zugänglich machen«

Die größte Inspiration zum Thema Barrierefreiheit bot auf der SXSW der Talk von „Mission: AstroAccess“ (MAA) mit Speakern von MIT, Harvard und NASA. MAA ist ein Projekt, das sich der Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in die Weltraumforschung widmet. Ihr Motto „Wenn wir den Weltraum zugänglich machen können, können wir jeden Raum zugänglich machen“ lässt sich nahtlos auf die Eventbranche übertragen. MAA hat sich das Prinzip „Inklusion statt Adaption zur Maxime gemacht. Hier geht es nicht darum, einen Raum für Menschen ohne Behinderungen zu kreieren und danach für andere zu adaptieren, sondern direkt alle mit einzubeziehen. Die dringende Empfehlung der Expert*en: Ein Austausch mit der Community von Menschen mit Behinderung. Denn inklusives Design sollte mit ihnen und nicht für sie entwickelt werden. Ein spannender Impuls aus dem Vortrag war darüber hinaus der Vorschlag, als Designer oder Architekt selbst Räume und Exponate mit verbundenen Augen oder starkem Gehörschutz zu erleben.

Inklusives Design bietet für alle einen Mehrwert

Gemäß dem oben genannten Motto bietet ein inklusives Design nicht nur Menschen mit Behinderung einen Mehrwert. Hier einige konkrete Beispiele aus dem MAA-Vortrag: Für eine Raumstation wurde eine Lichtinstallation entwickelt, die Durchsagen über eine visuelle Farbcodierung kommuniziert, damit diese auch Menschen mit Hörbeeinträchtigungen unmittelbar erreichen. Der Farbcode hat dabei genauso für Menschen ohne Behinderung einen klaren Nutzen, da visuelle Signale schneller wahrgenommen werden können.

Noch spannender wurde es für mich beim Thema Raumerlebnis für blinde Menschen. Hier kommen zwei neue Technologien ins Spiel. Zum einen eine AI-Bildanalyse, die den Menschen das für sie nicht Sichtbare in Sprache umwandelt und zum anderen User-Interfaces, die durch Gehirnströme gesteuert werden können. Beides Technologien, die heute schon genau so einsetzbar sind. Diese Beispiele sind sehr speziell, zeigen aber, wie viel in dem Bereich möglich ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Barrierefreiheit ein großer Innovationstreiber für Live-Kommunikation sein wird. Wie schon in Sachen Nachhaltigkeit werden wir hier keine guten Lösungen durch Konkurrenz- und Silodenken erreichen. Es gilt: cooperation is king.

Ben Erben

Text: Ben Erben, ECD bei Mutabor