Start Meinung Johannes Molderings von lemonpie über Corona, Flutkatastrophe und mehr

Johannes Molderings von lemonpie über Corona, Flutkatastrophe und mehr

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Johannes Molderings von lemonpie – auch in diesem Jahr ganz weit vorn im BlachReport Catering-Ranking – hatte wirklich kein leichtes Jahr: Nach Corona und den vielen Veranstaltungsabsagen kam die Flutkatastrophe und sorgte für Hochwasser im Büro und der Location „Alte Tuchfabrik“. Ob er trotzdem 2021 noch etwas Positives abgewinnen kann? Wir wollten es wissen.

BlachReport: Corona, Flutkatastrophe . . . bleibt von 2021 bei Ihnen auch etwas Positives in Erinnerung?

Johannes Molderings: Auf jeden Fall! Nach der Flutkatastrophe haben wir eine überwältigende Solidarität in Bad Münstereifel erfahren. Das war schon ergreifend. Die Eventflächen in der Alten Tuchfabrik sind seitdem nicht bespielbar. Bis 2023 wird alles komplett saniert und erneuert – und danach wird die Alte Tuchfabrik eine der modernsten Veranstaltungshallen und mit ihren rund 6.000 qm gleichzeitig auch einer der exklusivsten Messeplätze in NRW sein.

Unser Büro können wir schon wieder in Kürze beziehen. Darauf freuen wir uns! Wir und viele andere Flutgeschädigte wurden damals ja innerhalb kürzester Zeit vom ‚Office Park‘ in Euskirchen aufgefangen, so dass wir unser Business weiter betreiben konnten. Das war schon großartig und wir werden die gute Stimmung dort sicher vermissen.

BlachReport: Wie haben Sie beides gemeistert?

Johannes Molderings: Das war manchmal sehr schwer und wir sind an unsere Grenzen gestoßen. Es gab kein Wasser, kein Strom, die Bilder um uns herum waren wirklich schlimm. Aber es war schnell Hilfe vor Ort: Ein Ersatzfahrzeug für unseren Airstream, diverse Gaskocher und Stromaggregate waren direkt am Start. So konnten wir mit den zahlreichen Spenden und einem Obolus der Stadt Bad Münstereifel den Helfenden und Betroffenen einen leckeren Mittagstisch anbieten. Der große Zusammenhalt hat uns demütig werden lassen und wir hatten in dieser Ausnahmezeit viele schöne Momente.

Corona war und ist eine große unternehmerische Herausforderung unserer Generation. Alles Bestehende wurde ja komplett durchgerüttelt. Das bringt aber auch mit sich, dass neue Ideen wachsen. Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Wir sind mutige Wege gegangen und haben junge Geschäftszweige entwickelt, wie unser Schul- und Kitacatering, das sehr erfolgreich ist.

BlachReport: Welche Folgen ziehen Sie aus diesen beiden Katastrophen für lemonpie?

Johannes Molderings: Dass man nicht den Kopf hängen lassen darf, sondern immer das Beste aus einer Situation machen muss. Chancen suchen und nutzen. Es geht ja weiter.

BlachReport: Schauen wir nach vorn: Was erwarten Sie von 2022?

Johannes Molderings: 2022 muss sich noch vieles finden. Wie schon im vergangenen Jahr vermutet, findet sich die Normalität erst in 2023 wieder ein. Wir müssen damit leben. Und es gibt viele gute Konzepte und Maßnahmen für funktionierende Veranstaltungen, wie 2G oder 2G-Plus.

BlachReport: Welche Marktsegmente werden sich zuerst erholen?

Johannes Molderings: In unserer Branche werden die bildenden Veranstaltungen zuerst zurückkehren. Auch in Präsenz oder als Hybrid-Event. Außerdem läuft unser Museumscatering wirklich gut. Hier sind wir ja sehr breit aufgestellt: K20, K21 und Museum Kunstpalast in Düsseldorf, das Deutsche Sport- & Olympia Museum in Köln und die Langen Foundation in Neuss werden von uns kulinarisch betreut.

BlachReport: Wie sieht es aus bei Anfragen und Buchungen für das erste Halbjahr?

Johannes Molderings: Nicht gut. Nach einem Hoch im September und Oktober 2021 sind für das erste Halbjahr 2022 wieder alle Events abgesagt worden! Es gibt nur einige bildende Veranstaltungen der Hochschulen und vereinzelte politische.

BlachReport: Viele Ihrer Kollegen klagen gerade, dass ihnen immer mehr Mitarbeiter verloren gehen. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Johannes Molderings: Zum Glück gut. Unsere Festangestellten sind nach wie vor an Bord – mit einer ganz natürlichen Fluktuation, die es schon immer gab und die auch positive Veränderungen mit sich bringt.

Wir versuchen, unser Team kontinuierlich zu motivieren, verteilen es um, setzen es flexibel ein und vermeiden möglichst Kurzarbeit – weil diese über einen zu langen Zeitraum große Unsicherheit auslöst. Unser Team möchte endlich wieder arbeiten! Es ist für niemanden lukrativ und befriedigend, zuhause zu sitzen.

Was uns wirklich zu schaffen macht, ist der Personalmangel bei den Minijobs und den Geringfügig Beschäftigten im Service. Da haben sich viele in den vergangenen nunmehr fast zwei Jahren aufgrund der unsicheren und immer wieder ändernden Situation umorientiert und andere Jobs gesucht. Aber auch hier wird sich der Markt hoffentlich wieder erholen . . .

BlachReport: Ihre Ziele für das neue Jahr?

Johannes Molderings: Wir bleiben beim Thema: Wir wollen unsere Mitarbeitenden halten – derzeit sprechen wir von über 100. Und wir möchten neue dazugewinnen, die Substanz wahren und alle Prozesse betriebswirtschaftlich weiter optimieren! Dann sind wir hoffentlich gut aufgestellt für alles, was kommt.

BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.