Start Work Das Konzept für den Deutschen Pavillon auf der Expo 2020

Das Konzept für den Deutschen Pavillon auf der Expo 2020

396

Campus Germany – unter diesem Namen wird sich Deutschland auf der kommenden Weltausstellung 2020 in Dubai präsentieren. Der Schwerpunkt wird auf dem Thema Nachhaltigkeit liegen. Unterhaltsam und überraschend, haptisch ebenso wie digital zeigen die Exponate deutsche Innovationen und Lösungen rund um dieses Thema. Der Campus versteht sich dabei als ein Ort des Wissens, Forschens und persönlichen Austauschs gemäß dem Motto der Expo 2020 Dubai: „Connecting Minds, Creating the Future“.

Während die Besucher auf den Einlass warten, werden sie „immatrikuliert“: An einem Terminal geben sie ihren Vornamen, das Herkunftsland und ihre bevorzugte Sprache an. Sie erhalten ein Namensschild, das sie durch den Campus Germany begleiten wird. Darin verbirgt sich eine raffinierte Technik, die allen ein ganz individuelles Ausstellungserlebnis ermöglicht.

In der „Einführungsveranstaltung“ in der „Welcome Hall“ wird die wissenschaftliche Grundlage des Deutschen Pavillons erklärt: Willkommen im Anthropozän, dem Zeitalter des Menschen. Kreativdirektor Andreas Horbelt von der Agentur facts and fiction, der das Ausstellungskonzept verantwortet: „In Dubai wollen wir zeigen, dass der Mensch nicht nur zerstörerisch auf den Planeten wirkt, sondern auch Fähigkeiten hat, dank seiner Intelligenz und Kreativität die Entwicklung wieder ins Positive zu drehen, wenn wir – wie es das Expo-Motto nahelegt – die Kräfte bündeln.“

Der Weg über den Campus Germany führt durch das „Energy Lab“, das „Future City Lab“ und das „Biodiversity Lab“. Während alle dieses „Curriculum“ durchlaufen, können sie sich von Fachleuten zu Spezialisten, dann zu Experten und schließlich zu Koryphäen entwickeln. Wer die drei Themenkomplexe meistert, macht einen entscheidenden Schritt für ein nachhaltiges Leben. Dabei reagiert die Ausstellung überraschend individuell auf jeden einzelnen Besucher und seine persönlichen Interessen. Dahinter steckt „Iamu“. Dieses intelligente Assistenz-System begleitet die Besucher unsichtbar durch die Ausstellung. Es wird in Dubai in dieser Anwendung seine Weltpremiere feiern.

Das Expo-Gelände ist in drei Themenbereiche aufgeteilt: Opportunity, Mobility und Sustainability. Das Grundstück des Deutschen Pavillons befindet sich im Bereich der Sustainability. Die Entscheidung für diesen Schwerpunkt wurde bewusst getroffen: „In Deutschland hat die Energiewende ihren Ursprung, hier engagieren sich Wissenschaft, Wirtschaft und weite Teile der Zivilgesellschaft für eine nachhaltige Zukunft. Diese Botschaft möchten wir nach Dubai bringen“, erläutert Dietmar Schmitz vom Bundeswirtschaftsministerium den deutschen Ansatz. Als Generalkommissar verantwortet der Leiter des Referats „Messepolitik/Expo-Beteiligungen“ den deutschen Auftritt in Dubai. „Mit dem Campus Germany spricht der Deutsche Pavillon in Dubai ein Thema an, das in der Region großgeschrieben und gefördert wird: die Bildung. Die Botschaften des Pavillons sind nicht zu kompliziert, sondern klar und verständlich. Jeder kann mitmachen und sich gleichzeitig als Teil einer großen Gemeinschaft erleben. Schließlich richten sich Expos nicht schwerpunktmäßig an Fachbesucher wie auf Messen, sondern überwiegend an jedermann.“

In der Welcome Hall beispielsweise wird Deutschland in Zahlen vorgestellt – mit einem riesigen Bällebad. Jeder der 155.000 Bälle erzählt eine Geschichte, präsentiert eine Zahl oder stellt einen Menschen in Deutschland vor, der sich für Nachhaltigkeit engagiert. Man nimmt einfach einen Ball und legt ihn auf eines der Lesegeräte, schon erscheint eine kurze Präsentation auf einem Bildschirm. „Mit dem Konzept für den Deutschen Pavillon fühlen wir uns dem Edutainment verpflichtet. Wir präsentieren wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Innovationen faktenbasiert und trotzdem unterhaltsam“, führt Kreativdirektor Andreas Horbelt die Herangehensweise seiner Agentur bei der Erarbeitung des Konzepts für Dubai aus. „Hier kann man etwas lernen – und hat Spaß dabei.“

Die einzelnen Ausstellungsräume sind so inszeniert, dass sie als Ganzes beeindrucken: Im abgedunkelten Energy Lab pulsieren Energieleitungen mit Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft. Im Future City Lab werden die Besucher Teil einer verschachtelten, sie komplett umgebenden Stadtlandschaft. Im Biodiversity Lab erleben sie unter einem riesigen Mobile die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur. Alle Labs präsentieren sich in großen Bildern, die in Erinnerung bleiben – nicht nur im Kopf, sondern sicher auch auf zahllosen Handys und von dort aus in den Sozialen Medien.

An den einzelnen Exponaten werden auch Standpunkte erfragt: Bist Du ebenfalls der Meinung, dass wir den Klimawandel nur gemeinsam in den Griff bekommen? Oder: Hältst Du Nachhaltigkeit auch für eine der wesentlichen Herausforderungen auf dem Weg in eine bessere Zukunft? In der „Graduation Hall“, der Show am Ende des Gangs über den Campus Germany, nehmen alle auf Schaukeln Platz, über 100 an der Zahl. Die ganze Welt ist in diesem Raum versammelt. Iamu kennt sie und visualisiert sie mit Projektionen an den Wänden und Spotlights auf die Schaukeln: Khalid aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Maria aus Polen, Karin aus Deutschland, John aus Südafrika. Am Ende werden sie feststellen, dass sie mehr verbindet, als sie trennt. Gemeinsam gilt es, die Schaukeln in einen Takt zu bringen. Die Botschaft lautet: Schon kleinste Bewegungen – minimales Engagement im übertragenen Sinne – können Großes bewegen, wenn man sich zusammentut.

Auch die Architektur des Deutschen Pavillons von Lava (Laboratory for Visionary Architecture), Berlin, folgt dem Leitbild des Campus: Er ist kein klassisches Gebäude, sondern ein vertikales Ensemble von Gebäudeteilen, das von einer gemeinsamen Struktur gefasst wird – wie ein Park einen Campus umrahmt. „Die Vielzahl der Baukörper repräsentiert den Föderalismus Deutschlands und die Diversität von Wirtschaft und Forschung“, beschreibt Prof. Tobias Wallisser, Partner bei Lava, den architektonischen Leitgedanken des Konzepts. „Das Zusammenspiel aus porös gestapelten Baukörpern und umschlossenem Luftraum lässt einen spannenden Wechsel zwischen Innen- und Außenräumen entstehen und bietet viele aufregende und überraschende Perspektiven“, ergänzt Christian Tschersich, Projektleiter bei Lava. Denn zwischen den Labs finden sich die Besucherinnen und Besucher immer wieder auf den Terrassen des offenen Atriums wieder und erleben den Campus in seiner spektakulären Vielschichtigkeit.

Info: www.koelnmesse.de

Campus Germany, Atrium, Biodiversity Lab, Energy Lab (Grafiken: Koelnmesse, facts and  fiction, Adunic, Lava)