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Forum Veranstaltungswirtschaft bilanziert Engagement

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Das Forum Veranstaltungswirtschaft ist ein Zusammenschluss aus fünf Verbänden. Gemeinsam identifizieren die Vertreter von BDKV, EVVC, ISDV, Livekomm und der VPLT regelmäßig die dramatischer werdenden Probleme der Branche, analysieren Hilfsangebote des Bundes und der Länder und verhandeln mit der Politik mit dem Ziel, die vorhandenen Angebote für die Veranstaltungswirtschaft passgenauer zu gestalten und Regelungslücken zu schließen. Nach zehn Monaten der Zusammenarbeit wird erstmals Bilanz gezogen.

„Unsere Verbände repräsentieren Soloselbständige, kleine, mittlere und große Unternehmen aus allen Bereichen unseren Wirtschaftszweigs“, berichtet Linda Residovic, Geschäftsführerin des Verbands für Medien und Veranstaltungstechnik (VPLT). „Sie sind Veranstaltungsdienstleister, Betreiber von Veranstaltungszentren, Konzert-, Tournee- und Festivalveranstalter sowie Musikclubs. Alle eint das gleiche Schicksal: sie waren von den Infektionsschutzmaßnahmen als erste betroffen, mussten ihre Tätigkeit als Erste einstellen und werden wohl auch die Letzten sein, die irgendwann ihre Berufe wieder ausüben können.“

Ihre wichtigste Aufgabe sehen die Verbände des Forums neben den laufenden Vorbereitungen einer Öffnungsperspektive für die Veranstaltungswirtschaft in ihrem Einsatz für die Optimierung der Überbrückungshilfen des Bundes. Timo Feuerbach, Geschäftsführer des Verbands der Europäischen Veranstaltungs-Centren (EVVC) dazu: „Trotz der beachtlichen Hilfsprogramme werden zahlreiche Unternehmen unserer Branche die Krise wirtschaftlich nicht überleben. Wir müssen daher weitere Anstrengungen unternehmen, damit die Hilfen wirklich da ankommen, wo sie dringend gebraucht werden.“

Übereinstimmend berichten die Verbandsvertreter aber auch über das bereits Erreichte. Dazu habe man sich zunächst Gehör verschaffen müssen. Die Demonstrationen der AlarmstufeRot hätten daran einen großen Anteil gehabt. Sie hätten erstmalig die Vielfalt des Wirtschaftszweigs transparent gemacht und der Politik veranschaulicht, wie groß und bedeutend er ist. Als Folge des daraus erwachsenen kontinuierlichen Dialogs mit den Länderregierungen, dem Bundeswirtschafts- und dem Bundesfinanzministerium sowie der EU-Kommission, sei der EU-Beihilferahmen im Oktober 2020 um drei Millionen Euro erhöht worden, heißt es aus dem Verbund. Einen erweiterten Zugang zur Überbrückungshilfe III und eine erhöhte Fördergrenze seien erreicht worden.

Für die Kulturveranstalter habe man die Gutscheinregelung durchsetzen können und mit der Beauftragten für Kultur und Medien ein 80 Millionen schweres Förderprogramm für Konzert- und Festivalveranstalter ausgehandelt. „Darüber hinaus wurden die Musikclubs sowie kleine und mittlere Festivals mit einem ‚Neustartprogramm‘ in Höhe von 33 Millionen Euro ausgestattet und können sich investive Schutzmaßnahmen über ein Investitionsprogramm finanzieren lassen“, meint Axel Ballreich, erster Vorsitzender der LiveKomm.

Zur Absicherung zukünftiger pandemiebedingter Veranstaltungsausfälle wurde für den Kulturbetrieb ein milliardenschwerer Ausfallfonds angestoßen. Rückwirkend ab März 2020 sollen nun Vorbereitungs- und Ausfallkosten abgesagter Veranstaltungen erstattet werden.

Als einen der Erfolge des Forums betrachtet Prof. Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), die bei der November-/Dezemberhilfe durchgesetzte Antragsberechtigung der mittelbar indirekt von Lockdown-Maßnahmen betroffenen Unternehmen. „Dienstleister oder zum Beispiel Künstlervermittler, die nicht unmittelbar vom Veranstalter sondern von einem Dritten – beispielsweise einem Subunternehmer des Veranstalters oder einem Künstler – beauftragt wurden, wären ohne unseren Einsatz bei diesen wichtigen Programmen leer ausgegangen.“

„Wir haben zwar viel erreicht, aber leider stehen immer noch erhebliche Herausforderungen vor uns“, sagt Marcus Pohl, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der selbständigen DienstleisterInnen der Veranstaltungswirtschaft (isdv). So müsse auch den Tochtergesellschaften von Veranstaltungsunternehmen ein gerechter Zugang zu den Fördermitteln gewährt werden. „Von den größeren Veranstaltungskonzernen sind tausende Soloselbständige, Dienstleistungsbetriebe und KünstlerInnen wirtschaftlich abhängig. Wenn sie uns wegbrechen, werden wesentliche Ziele der Erhaltung des Veranstaltungsbetriebs verfehlt.“

Michow ergänzt: „Auch die Vermittlungsagenturen von Künstlern sind in der Vergangenheit aus verschiedensten Gründen durch wirklich jedes Fördernetz gefallen. Wir fordern nachdrücklich, dass auch bei Künstleragenturen – ebenso wie bei den Reisebüros – entgangene Vermittlungsprovisionen als förderfähige Fixkosten anerkannt werden.“

Weiterhin will man auch für Einzelunternehmer – wie für die Soloselbständigen erreicht – eine Betriebskostenpauschale durchsetzen. Die Laufzeit aller Hilfsprogramme und Maßnahmen müsse mindestens bis Ende 2021 verlängert werden. Da Versicherer pandemiebedingte Veranstaltungsausfälle nicht mehr absicherten, müsse auch für den B2B-Bereich – wie bereits für die Kulturwirtschaft – dringend ein Ausfallfonds geschaffen werden, durch den alle an der Durchführung von Veranstaltungen Beteiligte gegen zukünftige pandemiebedingte Veranstaltungsausfälle abgesichert werden. Damit die beachtlichen Hilfsmittel endlich schneller dort ankommen, wo sie gebraucht werden, müssten die Programme und der Zugang zu den Hilfsmitteln vereinfacht werden.