Start Business BFSG: Wie sind Messeplätze für Barrierefreiheit aufgestellt?

BFSG: Wie sind Messeplätze für Barrierefreiheit aufgestellt?

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Am 28. Juni 2025 trat in Deutschland das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft, das europäische Richtlinien zur Barrierefreiheit umsetzt. Ziel ist es, allen Menschen Teilhabe am Wirtschaftsleben zu ermöglichen. Der BlachReport hat dies zum Anlass genommen, eine kleine Situationsbestimmung zum Status quo in Sachen Barrierefreiheit in der Messebranche einzuholen.

Gefragt haben wir die großen deutschen Messeplätze, wie wichtig es für einen modernen Messestandort ist, mit seinen Services den aktuellen Standards im Bereich Barrierefreiheit zu entsprechen. Sind neue Investitionen als Reaktion auf das Gesetz geplant oder sieht man sich gut gerüstet für die aktuellen und kommenden Herausforderungen in diesem Gebiet? Nachfolgend die Antworten.

Andrea Eppert (Leiterin Stabsstelle Corporate Social Responsibility) für die Messe Düsseldorf: „Die Messe Düsseldorf ist für den Start des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes sehr gut aufgestellt, da Barrierefreiheit und Zugänglichkeit ohnehin als wichtiges Thema in unserer CSR-Strategie verankert ist. Es ist ein Aspekt unseres strategischen Fokusthemas, Diversität & Chancengerechtigkeit’ und der Anspruch ist in unserer Strategie klar formuliert: Wir setzen uns für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein. Wir achten auf die barrierefreie Gestaltung unseres Geländes und unserer Gebäude sowie auf die barrierefreie Zugänglichkeit unserer Veranstaltungen und relevanten digitalen Angebote. Als Organisator der Rehacare, der internationalen Fachmesse für Rehabilitation und Pflege, sind wir zudem mit den Bedürfnissen behinderter Menschen bestens vertraut.

Unsere Webseiten werden hinsichtlich der Barrierefreiheit stetig optimiert. Insbesondere die Ticketshops wurden nach den Vorgaben des BFSG zum Beispiel im Bereich der Farbkontraste, Bedienbarkeit und Screenreadernutzung optimiert. Diesen Ticketshop setzen wir bei allen Veranstaltungen ein, also auch bei B2B Messen, für die die gesetzliche Pflicht eigentlich nicht greift. Im Zuge des anstehenden Relaunchs der Messe Düsseldorf Webseiten wird die Barrierefreiheit zudem auf allen Seiten hinsichtlich Schriften, Kontrasten und automatischer Lesbarkeit von Elementen weiter optimiert.

Die Messehallen des Düsseldorfer Messegeländes sind alle ebenerdig und barrierefrei zugänglich, ebenso wie Toiletten in allen Hallen und Eingängen und die Restaurants in mehreren Hallen. Zusätzlich bietet die Messe Düsseldorf einen Rollstuhl- und Scooterverleih an.“

Iris Jeglitza-Moshage (Foto: Messe Frankfurt)

Iris Jeglitza-Moshage (Mitglied der Geschäftsleitung) für die Messe Frankfurt: „Die Messe Frankfurt steht für Offenheit, Internationalität und Vielfalt.  Am Heimatstandort Frankfurt am Main verfolgen wir daher einen ganzheitlichen Ansatz zur Barrierefreiheit, der kontinuierlich weiterentwickelt wird. Unsere Maßnahmen umfassen unter anderem:

  • Barrierefreie Infrastruktur: Sämtliche Hallen und Veranstaltungsbereiche sind ebenerdig oder über Aufzüge zugänglich. Breite Gänge, automatische Türen und rollstuhlgerechte Sanitäranlagen gehören zur Grundausstattung.
  • Orientierung und Information: Unser Gelände ist klar beschildert, mit Leitsystemen für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Zusätzlich bieten wir barrierefreie Lagepläne sowie digitale Angebote mit Screenreader-Kompatibilität an.
  • Service und Unterstützung: Unser geschultes Personal steht vor Ort zur Verfügung, um Teilnehmende unserer Veranstaltungen individuell zu unterstützen. Begleitpersonen von Menschen mit Schwerbehinderung erhalten freien Eintritt.
  • Anreise und Parken: Barrierefreie Parkplätze befinden sich in direkter Nähe zu den Eingängen. Der Zugang vom öffentlichen Nahverkehr zum Messegelände ist ebenfalls barrierefrei gestaltet.

Unsere Vision ist es, allen Besuchenden ein erstklassiges Messeerlebnis zu ermöglichen – selbstbestimmt und sicher, komfortabel, und frei von Barrieren. Deshalb arbeiten wir in enger Abstimmung mit mobilitätseingeschränkten Personen, Verbänden und Experten daran, unsere Angebote stetig zu verbessern und neue Standards zu setzen.

Barrierefreiheit ist für uns kein einmaliges Projekt, sondern ein zentrales Element unserer Unternehmensverantwortung. Im Zuge des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes haben wir unseren Online-Ticket-Shop barrierefrei gestaltet, da dort Dienstleistungen an Verbrauchern erbracht werden.“

Lars Kanbach (Foto: Hamburg Messe und Congress)

Lars Kanbach, COO Venues bei Hamburg Messe und Congress: „Ein barrierefreier Zugang zu unseren Veranstaltungen ist für uns kein Nice-to-have, sondern ein klarer Anspruch. Unser Messegelände ist bereits heute weitgehend barrierefrei – mit baulich bedingten Ausnahmen. Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit erfahrenen Partnern alle veranstaltungsrelevanten Gebäude analysiert und einen umfassenden Maßnahmenkatalog erstellt. Aktuell prüfen wir die Umsetzbarkeit einzelner Punkte, um gezielt weitere Verbesserungen einzuleiten. Unser Ziel ist ein Messebesuch ohne Hindernisse – für alle.

Ein besonders gelungenes Beispiel ist das CCH – Congress Center Hamburg: Es wurde konsequent barrierefrei konzipiert, in enger Abstimmung mit Inklusionsverbänden. Das stufenfrei erreichbare Gebäude bietet visuelle, taktile und bauliche Orientierungshilfen, sodass alle Menschen an Veranstaltungen im CCH teilnehmen können, unabhängig von ihren individuellen Einschränkungen.“

Tanja Stopper (Foto: Messe Karlsruhe)

Unternehmenssprecherin Tanja Stopper für die Messe Karlsruhe: „Die Barrierefreiheit ist für uns ein zentraler Aspekt für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an unserem Veranstaltungsangebot. Wir möchten allen Besuchenden einen angenehmen und inklusiven Veranstaltungsbesuch ermöglichen – unabhängig von körperlichen oder sensorischen Einschränkungen. Barrierefreiheit sehen wir dabei nicht als Zusatz, sondern als festen Bestandteil unserer Planung an. Bereits im Jahr 2022 haben wir begonnen, Maßnahmen umzusetzen – auch solche, die im Rahmen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetztes erfolgen müssen. So sind die meisten unserer Websites – nicht nur die, die sich an Verbraucher richten – beispielsweise bereits barrierefrei oder weitestgehend barrierefrei, ebenso unsere Ticketshops.

Alle weiteren Websites werden wir nun sukzessive anpassen, bevorstehende Relaunches werden hier genutzt, um die Barrierefreiheit auf technischer Seite zu verbessern. Darüber hinaus haben wir unsere Kolleginnen und Kollegen im Frühjahr im Rahmen eines digitalen und interaktiven Info-Events rund um das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz informiert und sensibilisiert.“

Dr. Andreas Knaut (Foto: Leipziger Messe)

Unternehmenssprecher Dr. Andreas Knaut für die Leipziger Messe: „Barrierefreiheit ist für die Leipziger Messe als einen modernen Messestandort nicht nur ein gesetzlicher Auftrag, sondern zentrales Qualitätsmerkmal. Sie entscheidet zunehmend über Teilhabe, Kundenzufriedenheit und Wettbewerbsfähigkeit – sowohl bei Besucherinnen und Besuchern als auch bei Ausstellern. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz verstehen wir dabei als zusätzlichen Impuls, unsere Infrastruktur und Services kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Vor diesem Hintergrund haben wir jetzt konkrete Maßnahmen umgesetzt, zum Beispiel: Unser Ticketshop ist neu barrierefrei gestaltet und wird in Kürze zur Verfügung stehen, um eine reibungslose und gleichberechtigte Nutzung für alle Zielgruppen zu ermöglichen.

Wir haben unser gesamtes Websitedesign überarbeitet, um den Anforderungen an Barrierefreiheit noch besser gerecht zu werden – etwa durch maschinenlesbare Inhalte, vollständige Tastatursteuerung, verbesserte Kontraste, sowie die Möglichkeit der Bildsicherbarkeit für Screenreader. Das neue Design wird jetzt sukzessive über alle unsere Websites ausgerollt.

Parallel prüfen wir fortlaufend technologische Investitionen – etwa im Bereich Self-Check-in-Lösungen –, um im operativen Betrieb neue Standards zu setzen. Alle Maßnahmen führen wir in Eigenentwicklung durch.“

Maximilian Hensel (Foto: NürnbergMesse)

Maximilian Hensel, Pressereferent Unternehmenskommunikation bei der NürnbergMesse: „Für uns bei der NürnbergMesse ist es von großer Bedeutung, dass unsere Inhalte für alle Menschen zugänglich sind. Zwar betrifft das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) zunächst nur den B2C-Bereich, wohingegen sich die Veranstaltungen der NürnbergMesse an den B2B-Bereich richten. Dennoch haben wir uns entschieden, unsere Websites gemäß den Anforderungen des BFSG anzupassen und umzubauen.

Deshalb überarbeitet ein bereichsübergreifendes Team aus redaktioneller und technischer Sicht alle Websites. Hinsichtlich technischer Anforderungen werden beispielsweise die Tastaturbedienbarkeit, die Möglichkeit zur Textvergrößerung und die Kompatibilität mit assistiven Technologien überprüft. Hinsichtlich redaktioneller Anforderungen werden Alternativtexte für Bilder und Links ergänzt sowie Linktexte und Layouts angepasst.

Unterstützt wird die NürnbergMesse bei der Prüfung der digitalen Barrierefreiheit von noris inklusion. Mit dem Nürnberger Verein hat die NürnbergMesse eine Kooperation.“