Take-aw.ai sammelt Gedanken per Spracheingabe und verwandelt sie live in kollektive Erkenntnisse – ganz ohne App, Registrierung oder Hürden. Wir haben dazu Rönke von der Heide befragt.
BlachReport: Herr von der Heide, wie ist die Idee zu Take-aw.ai entstanden?
Rönke von der Heide: Die Idee ist aus einem eigenen Bedarf heraus entstanden. In einem Workshop wollten wir innerhalb eines sehr engen Zeitrahmens die Eindrücke der Teilnehmenden erfassen. Daraus entstand der Impuls, ein Tool zu entwickeln, das hilft, Veranstaltungen interaktiver zu gestalten und kollektive Ergebnisse zu generieren. Gemeinsam mit meinem Co-Founder Michael Schieben – der aus der digitalen Produktentwicklung kommt – entstand daraus Take-aw.ai.
BlachReport: Wie funktioniert das Tool konkret im Einsatz auf Veranstaltungen?
Rönke von der Heide: Ganz simpel: Am Ende einer Session fragt der Veranstalter die Teilnehmenden, was sie mitnehmen. Diese sprechen ihre Gedanken über das Smartphone ein. Unsere KI verarbeitet das Gesagte in Echtzeit, erstellt automatisiert Take-aways und generiert daraus präsentationsfertige Slides, die direkt gezeigt und besprochen werden können.

BlachReport: Welche technischen Voraussetzungen braucht es dafür?
Rönke von der Heide: Im Backend ist dafür eine Session angelegt, inklusive Kontextinformationen, um die Qualität der Auswertung zu verbessern. Dann wird ein Public Screen – ein browserbasiertes Fenster im Vollbildmodus – geteilt. Die Teilnehmenden scannen einen QR-Code, der auf dem Screen angezeigt wird, öffnen damit einen Link in ihrem Browser, erlauben dem System den Mikrofonzugriff und sprechen ihre Gedanken ein. Die Datenverarbeitung erfolgt DSGVO-konform auf europäischen Servern. Unser optimiertes Prompt Engineering filtert dabei irrelevante Inhalte heraus.
BlachReport: Gibt es Begrenzungen bei der Teilnehmerzahl?
Rönke von der Heide: Technisch nicht. Wir haben das Tool mit bis zu 500 Personen eingesetzt und testen aktuell Einsätze mit bis zu 2.500 Teilnehmenden. Der Nutzen steigt mit der Vielfalt der Perspektiven. Bei zu wenigen Personen ist der soziale Nutzen gering, da man auch direkt miteinander sprechen könnte. Die Stärke von Take-aw.ai liegt in der Möglichkeit, viele Stimmen gleichzeitig einzusammeln.
BlachReport: Wie geht das System mit irrelevanten oder scherzhaften Beiträgen um?
Rönke von der Heide: Genau hier kommt unser Prompt Engineering ins Spiel. Die KI fokussiert sich auf inhaltlich relevante Aussagen. Sie erkennt und ignoriert Aussagen ohne Erkenntniswert. Ein Nutzer wollte beispielsweise versuchsweise ein Vanillepudding-Rezept generieren lassen – die KI hat das ignoriert. Ziel ist es, nicht einfach Feedback zu sammeln, sondern echte Take-aways zu formulieren.
BlachReport: Welche neuen Formen der Interaktion entstehen dadurch?
Rönke von der Heide: Erstens: Die Teilnehmenden werden überhaupt beteiligt. Das fördert Identifikation. Zweitens: Wir konservieren Gedanken, die in der Veranstaltung entstehen, aber oft verloren gehen. Und drittens: Wir nutzen die Mechanik des lauten Denkens. Viele finden ihre Erkenntnisse erst im Sprechen. Das Tool erlaubt dies anonym und ohne sozialen Druck. Gleichzeitig ermöglicht es, dass Erkenntnisse des Publikums über das Gehörte hinausgehen und weitergedacht werden.
BlachReport: Ist Take-aw.ai eher ein Beteiligungstool oder dient es der inhaltlichen Weiterentwicklung von Veranstaltungen?
Rönke von der Heide: Es ist beides. Es fördert Partizipation und steigert die Qualität von Diskussionen. Die Echtzeitverarbeitung macht es möglich, direkt mit den generierten Erkenntnissen weiterzuarbeiten. Zudem können Ergebnisse direkt geteilt werden, ohne App oder Registrierung. Das spricht auch Teilnehmende an, die sich sonst nicht zu Wort melden.
BlachReport: Wie können Veranstalter Take-aw.ai strategisch für mehr Reichweite nutzen?
Rönke von der Heide: Die Ergebnisse können direkt nach der Session in sozialen Medien geteilt werden. So entsteht organische Reichweite. Darüber hinaus können wir optional Teilnehmende nach ihrer E-Mail fragen, um ihnen ihre persönlichen Take-aways zu schicken. Das macht sie zu Multiplikatoren. Gleichzeitig können Veranstalter Leads generieren. Oft entstehen auf Events wertvolle Inhalte, die aber in der Kommunikation untergehen. Mit Take-aw.ai lässt sich das systematisch nutzen.
BlachReport: Wie ist das Tool erhältlich? Kaufen oder mieten?
Rönke von der Heide: Aktuell vermarkten wir Take-aw.ai direkt an Eventagenturen, Unternehmen oder Technikdienstleister. Es ist kein Kaufprodukt, sondern wird pro Veranstaltung gebucht. Das System funktioniert autark, niemand von uns muss vor Ort sein. Der Veranstalter steuert alles über das Backend. Eine Jahreslizenz oder ein Kaufmodell gibt es derzeit nicht. Für Vielnutzende arbeiten wir an Enterprise-Lösungen beziehungsweise Rahmenverträgen.
BlachReport: Wie geht es weiter mit Take-aw.ai?
Rönke von der Heide: Wir erhalten viel positives Feedback und entwickeln das Tool stetig weiter. Wir arbeiten an mehrsprachigen Versionen und neuen Features, etwa wie man Inhalte über den Tag hinweg oder auf der Bühne sammeln kann. Damit sind auch neue Produktlinien in Planung. Wir sehen ein großes Potenzial, durch KI mehr Menschen zu beteiligen – gerade solche, die sonst nicht gehört würden. Gleichzeitig bleiben Datenschutz und ein kritischer Umgang mit KI zentrale Prinzipien für uns.
BlachReport: Vielen Dank für das Gespräch.



















