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Editorial: Neue Spielregeln für die Livekommunikation

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Künstliche Intelligenz krempelt die Livekommunikation um – weit über den heutigen Einsatz als Recherchehilfe oder Textgenerator für Angebote und Ausschreibungstexte hinaus. Der Wandel geht tiefer: Rollen, Abläufe und Leistungsportfolios werden sich neu sortieren.

Warum das so ist (oder so kommt), lässt sich einfach argumentieren. In vielen Projekten der Livekommunikation dominiert der organisatorische Anteil – und hier wird der Wandel beginnen. Denn dieser Part lässt sich standardisieren, teilweise automatisieren und skalieren.

Dienstleister, die über Ressourcen, Personal oder belastbare Netzwerke verfügen, werden diese Aufgaben übernehmen – ergänzt durch KI-gestützte Kreativleistungen, die für viele Formate ausreichend sind. Wohlgemerkt: Es geht dabei nicht um die High-End-Projekte mit hohen Anforderungen an die individuelle Kreativität.

Vor allem die großen Technikunternehmen der Veranstaltungsbranche sind in der Poleposition: Sie bringen Projekt-Know-how, Strukturen und Manpower mit. Einige beschäftigen bereits mehrere hundert Mitarbeiter – ideale Voraussetzungen, um Full-Service-Leistungen intern abzudecken. Dass sie sich künftig auch kreativ aufstellen – unterstützt durch KI – ist naheliegend.

Doch was bleibt dann für kleinere Agenturen ohne klares Profil? Wer weder operative Exzellenz noch Spezialisierung mitbringt, wird es schwer haben, seine Rolle zu behaupten. Kooperationen, Individualität, kreative Spitzenleistungen könnten eine Strategie sein – aber ob das reicht, ist ungewiss.

Unberührt von diesem Wandel dürften die kreativen Hotspots mit Spezialistenstatus bleiben. Ihre Leistungen sind durch KI nicht ohne Weiteres zu ersetzen. Wie viele das sind? Vielleicht ein Drittel – vielleicht die Hälfte?

Sorry, aber die Karten werden neu gemischt. KI verändert die Spielregeln in der Livekommunikation. Machen Sie sich mit diesem Gedanken vertraut. Wer auch künftig mitspielen will, braucht mehr als nur gute Ideen – sondern vor allem eine klare Positionierung und den Mut, alte Strukturen zu hinterfragen.

Herzlichst

Ihr Peter Blach

(Der Beitrag erschien als Editorial in BlachReport 23.2025)