Start Meinung Brand Experience Promotions als Reichweiten-Booster

Brand Experience Promotions als Reichweiten-Booster

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Fragen an Thomas Kenyeri und Daniel Hilf von der Agentur Kesch Event & Promotion über die aktuellen Entwicklungen bei Brand Experience Promotions.

BlachReport: Was macht den Erfolg von Kesch aus?

Thomas Kenyeri: Wir haben Kesch mit dem Anspruch gegründet, Marken nicht nur zu inszenieren, sondern erlebbar zu machen. Unser Leitsatz ‚Wir lieben Marken‘ ist für uns kein Slogan, sondern Haltung. Das bedeutet: Wir beschäftigen uns intensiv mit Marken, ihrer Identität und ihrer Wirkung. Aber nicht nur aus Markensicht, sondern auch aus Sicht der Menschen, für die wir das Erlebnis schaffen. Wir fragen uns: Wer sind diese Menschen? Welche Bedürfnisse, Wünsche oder Sorgen haben sie? Und welche Touchpoints schaffen ein Erlebnis, das hängen bleibt?

Daniel Hilf: Genau. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir nicht bei der Marke aufhören, sondern von Anfang an die Stakeholder einbeziehen. Das betrifft nicht nur die Zielgruppe, sondern auch das Umfeld: unsere direkten Auftraggeber, deren Management, Behörden, Partner, Influencer. Und: Wir analysieren alle Kontaktpunkte, vom ersten Sichtkontakt bis zum Abschlussmoment. Bei einer Festivalpromotion beginnt das Erlebnis, wenn jemand unsere Aktion von Weitem sieht – nicht erst, wenn er am Stand steht. Die Fernwirkung muss bereits Aufmerksamkeit erzeugen.

BlachReport: Wie geht ihr konkret an die Konzeption solcher Brand Experiences heran?

Daniel Hilf: Wir haben dafür einen strukturierten Prozess entwickelt. Alles beginnt mit einer Analyse der Marke und ihrer Ziele. Danach folgen die Zielgruppen-, die Stakeholder- und die Touchpointanalyse. Jeder Schritt ist systematisch aufgebaut und hat einen definierten Zeitbedarf. Innerhalb von sechs Stunden können wir so ein belastbares Konzept entwickeln.

Thomas Kenyeri: Dabei ist es oft so, dass das ursprüngliche Briefing sich bereits in der ersten Phase verändert. Kunden schreiben Briefings naturgemäß auf Basis ihres eigenen Erfahrungshorizonts. Wenn wir ihnen dann neue Möglichkeiten zeigen – auch aus anderen Branchen oder Ländern – erweitert sich dieser Horizont. Wir zeigen Moodboards, Videos, Inspirationen. Oft führt das dazu, dass der Kunde selbst neue Anforderungen erkennt. So entsteht ein gemeinsamer Denkraum.

BlachReport: Wie wichtig sind dabei die Stakeholder- und Touchpointanalysen?

Daniel Hilf: Extrem wichtig. Wir fragen uns: Wer ist beteiligt? Wer hat Interesse oder Einfluss? Und welche Erwartungen gibt es? Beim Touchpoint gehen wir jeden Moment des Erlebnisses durch: vom ersten Blickkontakt bis zum letzten Eindruck. Das betrifft visuelle, akustische, haptische, emotionale Eindrücke. Beispielsweise: Was sieht jemand, wenn er aus der U-Bahn steigt? Wie fühlt sich der erste Kontakt an? Wie verändert sich die Stimmung durch Interaktion?

Thomas Kenyeri: Und wir denken groß. Menschen sehnen sich nach dem Kontrast zur digitalen Welt. Deshalb arbeiten wir mit überdimensionalen Requisiten, haptischen Elementen, physischer Interaktion. Eine riesige Kloschüssel mit Bällebad erreicht mehr Aufmerksamkeit als jedes digitale Gimmick. Gleichzeitig generiert sie Content: Die Leute fotografieren sich, filmen sich, teilen es. Damit wird das Erlebnis zum Multiplikator.

BlachReport: Könnt ihr konkrete Beispiele nennen?

Kopfhörer für Coca-Cola auf Winter-Festivals in der Schweiz (Foto: Kesch)

Thomas Kenyeri: Da gibt es viele. Ein Projekt war der fünf Meter hohe, funktionierende Kopfhörer für Coca-Cola auf Winter-Festivals in der Schweiz. Die Idee entstand mithilfe von KI innerhalb von Minuten. Der Kunde war begeistert, die Herstellung folgte eins zu eins der Visualisierung. Oder die ‚Schlummertasche‘ für Ikea – ein blauer Container, eingerichtet wie eine Ikea-Wohnung, mitten auf einem Berg inmitten der Salzburger Alpen. Das Container-Schlafzimmer in Form einer riesigen blauen Ikea-Tasche bot dort ausgewählten Gästen die Möglichkeit, eine Nacht zu verbringen. Das ist unerwartet, erzeugt Medienaufmerksamkeit und bleibt im Kopf.

BlachReport: Weitere Beispiele?

Thomas Kenyeri: Die überdimensionale Nespresso-Kapsel am Wiener Riesenrad ist ein weiteres Projekt. Vier Meter hoch, biologisch abbaubar, spektakulär sichtbar. Oder die Sommeraktion für Sprite: Neben reguläre Bushaltestellen wurde eine zweite gestellt, aus der Wasserdampf zur Erfrischung austrat. Dazu gab es Sampling von Sprühdosen. Auch Markenkooperationen sind Thema: Wir kombinieren Wagner-Pizza mit Coca-Cola, inklusive Probieraktionen. Das spart Ressourcen und wirkt authentisch.

BlachReport: Wie organisiert ihr die Umsetzung dieser Projekte?

Thomas Kenyeri: Wir arbeiten mit einer digitalen Agentursoftware, in der jeder Schritt hinterlegt ist. Der Projektverantwortliche sieht genau, was wann zu tun ist. Auch Genehmigungen, Sicherheitskonzepte oder Lieferzeiten sind Teil des Systems. Für Stammkunden gibt es Key Account Teams, die die Marke im Detail kennen. Von der Farbgebung bis zur Getränkemarke im Kühlschrank – alles muss stimmen.

BlachReport: Und wenn unerwartete Dinge passieren?

Thomas Kenyeri: Gibt es immer mal wieder. Straßensperrungen, Unwetter, Sicherheitsauflagen – wir haben das alles schon erlebt. Wichtig ist, vorbereitet zu sein und flexibel zu reagieren. Und: Kunden müssen wissen, dass bei Livekommunikation nicht alles planbar ist. Aber mit Transparenz und Erfahrung kann man auch solche Situationen meistern.

BlachReport: Wie bewertet ihr aktuell die Markenauftritte auf Festivals?

Thomas Kenyeri: Festivals boomen als Plattform. Besonders High-End-Events wachsen, während mittlere Formate unter Druck geraten. Für Marken bedeutet das: Wer auffallen will, muss mehr bieten. Die Zeiten kleiner Stände mit Giveaway-Sampling sind vorbei. Heute geht es um mutige, große Ideen. Haptische Erlebnisse, analoge Interaktion, manuelle Aktionen – das funktioniert.

Daniel Hilf: Die Grundstimmung auf Festivals ist positiv. Die Besucher sind offen für neue Eindrücke. Wer sich als Marke dort emotional inszeniert, wird zum Gesprächsthema. Und durch Social Media erreicht man auch die Menschen, die nicht vor Ort sind. Jeder Gast wird Multiplikator und gibt die Botschaft weiter.

BlachReport: Welche Rolle spielt Digitalisierung in diesem Kontext?

Thomas Kenyeri: Sie hilft uns enorm. Visualisierungen, Renderings, KI-gestützte Analysen – das beschleunigt Prozesse. Kunden erwarten heute Visualisierungen, Videos, Rundflüge – auch bei kleineren Projekten. Gleichzeitig wird die Erfolgsmessung digitaler: Verweildauer, Interaktionen, Samplingquoten, sogar Stimmungsanalysen mit Kameras und KI.

BlachReport: Gibt es Branchen oder Marken, die für Festival-Promotions nicht geeignet sind?

Thomas Kenyeri: Kaum. Fast jede Branche kann auf kreative Weise aktiviert werden. Ob Wiener Wasser mit Trinkbrunnen, Automarken mit Probefahrten oder öffentliche Einrichtungen mit Aufklärungsthemen – wichtig ist, dass die Aktivierung zum Markenkern passt. Das kann edukativ, spielerisch oder emotional sein.

BlachReport: Welche Herausforderungen gibt es dabei aktuell?

Thomas Kenyeri: In Deutschland und Österreich spielt das Thema Pfand eine große Rolle. Früher konnten wir einfach Dosen oder Flaschen verteilen, heute ist das wegen der Pfandkosten schwieriger. Also suchen wir neue Wege: Konsum vor Ort, Becher statt Dosen oder Aktionen ohne Produktabgabe, dafür mit Erlebnissen.

BlachReport: Wie entwickelt sich das Thema Erfolgsmessung von Promotion-Aktivitäten weiter?

Thomas Kenyeri: Es ist ein großes Thema. Wir müssen belegen, was eine Promotion bringt. Kennzahlen wie ‚Samples per Minute‘ oder ‚Samples pro Promotor‘ sind Standard. Qualitative Werte wie Aufenthaltsdauer oder Stimmung werden relevanter. Mit KI-gestützter Beobachtung können wir Bewegungen, Emotionen und Reaktionen messen. Aber auch das Umfeld interessiert: Was macht der Nachbarstand, warum gehen Besucher dorthin? Oder: Wo kommen die Besucher her?

BlachReport: Wie entwickeln sich Promotions weiter?

Thomas Kenyeri: Promotions und Brand Experiences sind und bleiben auf Wachstumskurs. Gerade wenn der Konsum sinkt, müssen Marken emotionalisieren und sich abheben. Onlinewerbung allein reicht nicht mehr. Liveerlebnisse mit Influencern, Testings und Events gewinnen an Bedeutung. Neue Berufsprofile wie der ‚Brand Activation Manager‘ belegen die Anforderungen des Marktes. Wir sehen da enormes Potenzial.

Daniel Hilf: Und eines bleibt zentral: Die Menschen wollen berührt werden. Nicht digital, sondern im echten Leben. Wer das schafft, bleibt im Gedächtnis.

BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.