Die Berliner Agentur Spreefreunde steigt bei b.sure analytics ein und will damit einen neuen Standard in der Bewertung von Aktivitäten in der Livekommunikation schaffen. Das Leipziger Start-up analysiert mit KI-Technologie, wie erfolgreich Offline-Maßnahmen sind: Wo bewegen sich die Besucher einer Veranstaltung? Welche Botschaften wirken? Welche Events liefern echten Impact?
Mit der Beteiligung soll Spreefreunde zur AI-first Live-Com-Agency werden und baut sich ein neues Kompetenzfeld rund um datenbasierte Performance-Messung auf. Wir haben darüber mit Tim Krannich von Spreefreunde und Finn Jensen von b.sure analytics gesprochen.
BlachReport: Die Spreefreunde steigen bei b.sure analytics ein und wollen gemeinsam einen neuen Standard in der Analyse von Projekten in der Livekommunikation schaffen. Was ist geplant?
Tim Krannich: Der Markt verlangt nachvollziehbare Ergebnisse. Mit b.sure können wir genau diese Lücke schließen. Wir verbinden das Event vor Ort mit messbaren Ergebnissen – durch Sensorik, Tracking, Datenmodelle und KPIs. Wir als Spreefreunde entwickeln uns von einer strategischen Kreativ-Agentur hin zu einem datengetriebenen Partner. Das Investment birgt die Chance auf den Aufbau neuer Angebote wie einem ‚Measurement & Optimization Layer‘, stärkt die Position im Pitch und schafft neue Umsatzpotenziale. Gleichzeitig professionalisieren wir unsere eigenen Prozesse auf Basis von Daten.
BlachReport: b.sure analytics bewertet Offline-Maßnahmen wie die Bewegung der Veranstaltungsbesucher. Wie geht das?
Finn Jensen: Wir messen dies mithilfe unterschiedlicher Sensoren, zum Beispiel durch Gerätesignale von Handys, durch optische Sensoren oder die Veranstaltungs-App. Anhand dessen lassen sich anonymisiert die Aufenthaltsdauer, die Laufwege und die Points of Interests, also beispielweise Aktivierungen, Verkaufs- oder Informationsstände, auswerten. Das ist aber nur einer von zahlreichen Datenpunkten, die in unsere Analyse mit einfließen. Spannende Erkenntnisse erzielen wir besonders dann, wenn wir sie mit Daten zu Aktivierungen, Demographie, Umfragen oder Angaben der Veranstaltenden kombinieren.
BlachReport: Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen?
Finn Jensen: Für uns ist immer entscheidend, dass wir nicht nur Daten zeigen, sondern auch Handlungsempfehlungen geben. Unsere Kunden können so während eines Events nachjustieren, beispielsweise Points of Interest neu platzieren, erkennen, welche Effekte das Wetter hat oder eine Aktivierung an Besucherströme anpassen. Und unsere Auswertung hilft auch bei der Planung zukünftiger Aktionen. Wie muss mein Stand aussehen? Wie muss ich meine Aktivierungen gestalten, damit sie wirklich funktionieren oder auch welches Event macht am meisten Sinn.
BlachReport: Die datenbasierte Performance-Messung soll Aussagen ermöglichen, welche Botschaften in der Livekommunikation eine Wirkung hervorrufen und welche Events echten Impact liefern. Was wird dabei bewertet?
Tim Krannich: Wir bewerten unterschiedliche Faktoren, gewichtet nach den Zielen der Maßnahme. Für manche unserer Kunden ist der Brand Impact entscheidend, für andere stehen Verkäufe, ausgegebene Samples oder Newsletter-Registrierungen im Vordergrund. Das Ziel ist also, einzelne Maßnahmen besser untereinander vergleichbar zu machen. In erster Linie liefern wir die Grundlage, um datenbasiert Entscheidungen zu treffen. Mittelfristig ist unser Ziel, dass wir gängige Metriken wie etwa den CPM oder den TKP ergänzen, um mehr Transparenz und ein Gleichgewicht für die Marketingplanung zu erzielen. Wir sprechen hier vom HIX – dem ‚Human Impact Index‘.
BlachReport: Fast noch wichtiger: Wer übernimmt die Bewertung der Analysedaten?
Finn Jensen: Das ist eine interessante Frage. Als wir vor zwei Jahren gestartet sind, haben wir unseren Kunden ein Dashboard angeboten – in der Oberfläche etwa vergleichbar mit Google Analytics. Hier wird die Bewertung den Nutzern überlassen. Mittlerweile liefern wir eine Auswertung, in die wir KI-gesteuert weitere Faktoren wie zum Beispiel Wetterdaten, Aktivierungen oder demographische Angaben einfließen lassen. Für diese Analysen erhalten wir, wenig überraschend, weitaus mehr positives Feedback. Teilweise weil man sich dort bestätigt sieht, bei Effekten, die man selbst schon vermutet oder wahrgenommen hatte – teilweise aber auch, weil Zusammenhänge sichtbar werden, auf die man selbst nicht gekommen wäre.
BlachReport: Wie kann man sich diese Analysedaten vorstellen?
Finn Jensen: Grundsätzlich bieten wir für unterschiedliche Nutzungstypen auch jeweils passende Aufbereitungen. Einerseits liefern wir Fakten, also wie viele Personen haben sich zu welcher Zeit wie lange wo aufgehalten. Welche Produkte wurden wann verkauft, wie und von wem wurden unsere Aktivierungen genutzt. Für den schnellen Blick liefern wir eine Übersicht über die wichtigsten KPIs und eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Erkenntnissen und Optimierungsvorschlägen.
BlachReport: Lassen sich die Messergebnisse von einem Event auch auf andere Projekte übertragen? Welche Möglichkeiten gibt es, allgemeine Daten über die Wirkungsmechanismen in der Livekommunikation zu bekommen?
Tim Krannich: Die KI hilft uns zukünftig, auf Basis von Erfahrungen Zielgruppen vor Ort gezielter anzusprechen und die Interaktion laufend zu optimieren. Etwa durch Modelle, die jene Besucher identifizieren, bei denen eine Conversion besonders wahrscheinlich ist. Inhalte und Touchpoints lassen sich dynamisch anpassen – in Echtzeit, abhängig von Warteschlangen, Interessen oder Interaktionen. Zudem erlaubt KI, Ursache und Wirkung klarer zu trennen, also zu erkennen, welche Maßnahmen wirklich den Unterschied machen. So wird aus einem einmaligen Erlebnis ein messbarer Beitrag zur Gesamtperformance.
BlachReport: Mit welchem Kostenaufwand ist bei einer Eventanalyse zu rechnen?
Finn Jensen: Hier muss man differenzieren. Wir bieten zum einen ein Lizenzmodell an. Dies eignet sich für Kunden, die mehrere Events bespielen oder auch mehrmonatige Promotions und Kampagnen fahren. Hier starten wir mit einer Basisversion von jährlich unter 10.000 Euro. Wenn wir in Richtung einer einzelnen Auswertung schauen, also der Analyse einer singulären Maßnahme oder Events, liegen die Kosten im mittleren vierstelligen Bereich, je nach Komplexität und der Granularität der gewünschten Erkenntnisse.
BlachReport: Gibt es schon Referenzprojekte?
Finn Jensen: Ja. Wir sind schon seit einiger Zeit am Markt aktiv. In diesem Jahr durften wir für Kunden aus den Bereichen Konsumgüter, Gesundheit und Energieversorger wie zum Beispiel Jack Daniels, fritz-kola, die Techniker Krankenkasse und Rheinenergie tätig werden.
Tim Krannich: Wir sind mit einem echten Kracher-Kunden für 2026 kurz vor Abschluss. Dazu aber in Bälde mehr.
BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.























