Start Business FAMA zieht Bilanz zur Messefachtagung in München

FAMA zieht Bilanz zur Messefachtagung in München

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Am 20. und 21. November fand in München die FAMA Messefachtagung Herbst 2023 statt. Zum Abschluss des ersten vollen Geschäftsjahrs post Corona haben die 38 im FAMA organisierten Messeunternehmen dort ein insgesamt zufriedenstellendes Fazit gezogen: „Wir bewegen uns durchschnittlich auf dem Niveau von 90 Prozent der Aussteller- und Besucherzahlen von 2019“, so der FAMA-Vorstandsvorsitzende Henning Könicke. Deutlich schwächer sei die Erlössituation bei der vermieteten Standfläche. Sie liegt bei durchschnittlich 75 Prozent im Vergleich zu 2019. „Angesichts des Kostendrucks durch massiv gestiegene Energie-, Technik- und Personalkosten bewegen wir uns nach wie vor auf dünnem Eis“, so Könicke.

Einen Einbruch erwartet der FAMA dennoch nicht: Die Signale, auch im Bereich der B2C-Verbraucher- und Special-Interest-Messen, zeigen nach oben. Speziell die Themen Genuss, Reisen und „Self-Experience“ verbuchen derzeit deutliche Zuwächse. Für die Zukunft erwartet der FAMA zudem einen deutlichen Schub bei den Themen Big Data und KI. Zwei Themen der diesjährigen FAMA-Messefachtagung mit 180 Teilnehmern.

Messen und speziell Verbrauchermessen, denen verschiedentlich der (fälschliche) Ruf vorauseilt, langfristig möglicherweise zum Verlierer des soziodemo-graphischen Wandels zu werden, stehen auf einem deutlich festerem Boden, als es der eine oder andere Digital Native vermutet. Denn die Gen Z hat Freude an Live-Erlebnissen und der Self Experience. Das unterstreichen die Ergebnisse, die in München präsentiert wurden: „Gut 20 Prozent unserer Besucher kommen inzwischen aus der Gen Z“, bestätigt Klaudia Kohl, Abteilungsleiterin Verbrauchermessen, Deutsche Messe AG. Mit mehr als 110.000 Besuchern ging dort im Oktober die infa über die Bühne. Ein Ergebnis, das Judith Barbolini vom Rheingold Institut, wenig überrascht. „Genuss, Rituale und die Self-Experience liegen voll im Trend, gerade in krisenhaften Zeiten“, so die Kölner Marktforscherin, die sich im Rahmen einer Studie mit der Generation Z beschäftigt hat.

Impressionen von der Messefachtagung in München (Fotos: FAMA/Nico Herzog)Digitale Medien ersetzen keine Messen. Davon ist auch Helmut M. Bien überzeugt. Für den Erfinder der „Luminale“, die ganz Frankfurt anlässlich der Light & Building in ein Lichtfestival verwandelt, steht fest, dass „Messen und Events Orte der Wahrheit, der Authentizität und des Erlebens sind“. Sie füllen das Vakuum des direkten (Marken-)Erlebens aus, das durch digitale Medien entsteht. Eine Einschätzung, die auch Claudio Montanini als Chef des Bundesverbands der Marketing Clubs in seiner Key Note teilte. Denn es ist die Eigenart (und der Eigensinn) von Messen, dass sie Erlebnisräume schaffen. Ein Thema, das der Retail-Experte Daniel Schnödt am Beispiel von Shopdesigns und POS-Inszenierungen darstellte.

Schöne heile (Messe-)Welt? Allein schon deshalb nicht, weil die „Zeitenwende“ mit multiplen Krisen auch das Messegeschäft erreicht hat – mit Blick auf die internationale Reichweite, der Lieferkettenproblematik und den steigenden Kostendruck. Speziell für kleine und mittlere, zumeist inhabergeführte Messeunternehmen sind die massiv steigenden Energie-, Technik- und Personalkosten eine zunehmende Herausforderung, die bis an die Belastungsgrenzen geht. Schöne, heile Welt auch deshalb nicht, weil zudem der Innovationsdruck (und damit auch der Investitionsdruck) steigt. Das zeigt sich beispielsweise bei den Themen Big Data und KI. Hier zeigten die KI-Experten Dr. Oliver Völkel und Dr. Tobias Moldenhauer mögliche Wege zur Anwendung in der Veranstaltungswirtschaft auf.

Impressionen von der Messefachtagung in München (Fotos: FAMA/Nico Herzog)Dass es lohnt, sich auf diesen Weg zu machen, belegten die Praxisbeispiele die Denise Wenzel, Hinte Marketing & Media GmbH, aufzeigte. Denn auch der Weg zum Mond beginnt mit der ersten Meile. Eine Erfahrung, die sich auch in der Diskussion zum Thema Big Data herausstellte. Hier präsentierte dimedis, vertreten durch Käthe Fleischer und Thorsten Hilber, Case Studies aus der Praxis. Eine der ermutigenden Botschaften: Vielleicht ist das Weglassen von Daten, die niemand braucht, schon ein erster wichtiger Schritt, um mit den Daten, die generiert werden, sinnvoll zu arbeiten.

„Die diesjährige FAMA-Messefachtagung hat wegweisende Perspektiven aufgezeigt und war vor dem Hintergrund der aktuellen Zeiten-wende eine der wichtigsten Tagungen ihrer Art“, so der FAMA-Vorstandsvorsitzende Henning Könicke. Damit hat sich das Fachforum, vor einigen Jahren noch ein vergleichsweise kleiner Kreis, zur inzwischen wichtigsten Tagung der Branche entwickelt, bei der inzwischen auch große Messeunternehmen nicht fehlen wollen.

Neu in den FAMA Vorstand gewählt wurden bei der Mitgliederversammlung Sabine Tichy-Treimel (Messe Dornbirn GmbH) und Robert Ninnemann (RAM Regio Ausstellungs GmbH). Sie treten die Nachfolge von Constanze Kreuser und Christoph Hinte an, die sich beide auf eigenen Wunsch nicht mehr zur Wahl stellten. „Constanze Kreuser und Christoph Hinte haben über Jahrzehnte das Erscheinungsbild des FAMA geprägt und entscheidend dazu beigetragen, dass sich unser Verband sehr dynamisch und professionell entwickelt hat“, so Henning Könicke. Teil dieser Entwicklung ist die wachsende Mitgliederzahl. Zwei weitere Unternehmen wurden im Rahmen der Mitgliederversammlung in München aufgenommen – easyfairs Deutschland und DSV Solutions GmbH/Fairs & Events.

Die kommende D-A-CH-Messefachtagung findet am 24. und 25. Juni 2024 bei der Messe Dornbirn statt.

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