Start Business Interreg-Projekt „mice lab“ gestartet

Interreg-Projekt „mice lab“ gestartet

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Neue Ansätze für die Gestaltung von Kongressen zu finden: Dies ist das Ziel des Forschungsprojekts „mice lab“ des Netzwerks BodenseeMeeting. Von 24.-26. Juni trafen sich zehn Experten aus unterschiedlichen Disziplinen, um zu ergründen, wie Teilnehmer Kongresse mitgestalten, ihr Wissen optimal austauschen und sich besser vernetzen können. Am dritten Tag folgte ein Austausch mit Branchenvertretern. Die Ergebnisse werden ab 8. Juli auf der Webseite des Netzwerks zur Verfügung gestellt. Das Interreg-Projekt „mice lab“ soll nächstes Jahr wieder stattfinden.

Im Bodenseeraum finden jedes Jahr weit über tausend mehrtägige Kongresse und Großveranstaltungen statt. „Das Festspielhaus Bregenz ist eines davon. Wir alle wollen auf diesem Gebiet langfristig wettbewerbsfähig bleiben und den Teilnehmern solcher Veranstaltungen einen möglichst großen Nutzen bieten“, sagt Festspielhaus-Direktor Gerhard Stübe, der auch Sprecher der Interessensplattform BodenseeMeeting ist. „Wir haben das Forschungsprojekt mice lab gestartet, um die Anforderungen an Kongresse der Zukunft zu erarbeiten.“ Das BodenseeMeeting ist ein länderübergreifendes Netzwerk von Vertreter aus der Kongressbranche, dem Tourismus und der Wirtschaft. Es beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mit der Vermarktung und Weiterentwicklung der Bodenseeregion als Tagungs- und Kongresslandschaft.

Mit dem „mice lab – Der Kongress der Zukunft“ hat das Netzwerk Ende Juni ein Forschungsprojekt gestartet, das vom Interreg IV-Programm „Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein“ mit Fördermitteln der Europäischen Union und von der Schweiz unterstützt wird. Zehn Experten trafen im Rahmen eines dreitägigen Workshops in Rorschach zusammen, um herauszufinden, welche Bedürfnisse Kongresse künftig erfüllen sollten. „Beim Kongress der Zukunft geht es nicht mehr nur um reinen Wissenstransfer. Die wichtigsten Faktoren sind Begegnung und Vernetzung“, bringt es Stübe auf den Punkt.

Die klassische Kongress-Situation „Wissender trifft auf viele Unwissende“ müsse aufgebrochen werden, darin waren sich die Teilnehmer des Workshops im Ergebnis einig. Der Trend führe weg von wenigen Vortragenden mit Reihenbestuhlung hin zum Moderator für ein breites Publikum, das selbst viel beizutragen hat und mitgestalten will. Stübe sieht darin ein Paradigmenwechsel. „Plant man heutzutage keine große Beteiligung der Teilnehmer an Kongressen ein, gehört man zum Auslaufmodell“, warnt der Festspielhaus-Direktor.

Eine große Herausforderung ist es, neue Formate zu entwickeln. Stichwort war hier der „chaordische“ Kongress, eine Kombination aus Chaos und Ordnung beziehungsweise aus freien Gestaltungsräumen und klaren Strukturen. Veronica Kaup-Hasler, Dramaturgin und Intendantin des Kunstfestivals „Steirischer Herbst“ betonte, dass „Veranstalter, Organisatoren, Kongresshausbetreiber, Techniker, Caterer und andere Beteiligte gemeinsam einen Kongress gestalten und die Bedürfnisse der Teilnehmer berücksichtigen müssen.“ Sie sollen gemeinsam Gastgeber sein und eine einladende Atmosphäre für gute Begegnungen schaffen.

Nicht zuletzt war auch die zunehmende Digitalisierung ein zentrales Thema. Andreas Gebhard, Spezialist auf dem Gebiet der digitalen Teilhabe, wies auf mögliche künftige Entwicklungen hin, die die Kongresskultur beeinflussen könnten. „Ich gehe davon aus, dass Hybridkongresse zur Normalität werden“, ist Gebhard überzeugt. Dies sind Kongresse, die analog innerhalb einer Location stattfinden und gleichzeitig außerhalb der Location über die virtuellen Medien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Kritisch betrachtet Gebhard die Monopolisierung des Wissens durch wenige Unternehmen wie etwa Google. „Das Wissen verdoppelt sich derzeit alle 18 Monate und wird dies künftig noch schneller tun. Die zunehmende Privatisierung ist meiner Ansicht nach eine bedenkliche Entwicklung und könnte uns vor große Herausforderungen stellen.“

Auch andere Bedenken hatten im mice lab Platz: Was passiert, wenn Teilnehmer selbst aktiv werden? Wie behält man den roten Faden, die Kontrolle über eine Veranstaltung? Diese und viele weitere Fragen wurden aufgeworfen, zahlreiche Denkansätze gefunden. Diese stehen Interessierten auf der Website www.bodenseemeeting.com zur Verfügung. Im darauf eigens eingerichteten Lab-TV können sie sich ab 8. Juli 2013 über die wichtigsten Ergebnisse, Experteninterviews und Szenen des Labs informieren. Im dazugehörenden Blog ist jeder dazu eingeladen, über die Zukunft des Kongresses mitzudiskutieren.

 

Info: www.bodenseemeeting.com

mice lab (Foto: BodenseeMeeting)