Start Business Starkes Jahr für die Wiener Tagungsindustrie

Starkes Jahr für die Wiener Tagungsindustrie

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2018 blickt die Wiener Tagungsindustrie auf ihre bislang beste Performance zurück: Eine neue Höchstzahl an Veranstaltungen wird durch Bestwerte bei sämtlichen weiteren Kennzahlen ergänzt. Noch nie haben Kongresse, Firmenveranstaltungen und Incentives so viel Wertschöpfung, Teilnehmer und Übernachtungen in der Stadt generiert wie 2018. Wiens Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales Peter Hanke, Tourismus­direktor Norbert Kettner und der Leiter des Vienna Convention Bureau (VCB) Christian Woronka präsentierten im Rahmen der Pressekonferenz des WienTourismus am 1. April die aktuellen Kennzahlen. Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Wien, hob die Bedeutung von Tagungen für die Wiener Wirtschaft und Initiativen der Wirtschaftskammer Wien hervor, die die Stadt als Meeting-Standort weiter stärken sollen.

Wiens Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales Peter Hanke: „Wien überschritt mit 4.685 Kongressen, Firmenveranstaltungen und Incentives zum dritten Mal in Folge die 4.000er-Marke, was ein zweistelliges Wachstum von 15 Prozent zu 2017 bedeutet. Rund 631.000 Tagungs-TeilnehmerInnen sowie 1.925.000 von ihnen ausgelöste Nächtigungen bedeuten ein Plus von je drei Prozent und damit ebenso einen neuen Rekord. Wichtig ist, was unter dem Strich übrigbleibt: Auch der Beitrag von Wiens Tagungsindustrie zur österreichweiten Wertschöpfung steigerte sich neuerlich um drei Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet das einen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt von 1,198 Milliarden Euro, die in Wien stattfindende Meetings 2018 erbrachten.“

Erstmals wurde die markante Grenze von einer Milliarde Euro 2015 überschritten, seitdem auch nicht mehr unterschritten. Die Wertschöpfung berücksichtigt sämtliche inlandswirksamen Umsätze, also nicht nur direkte Ausgaben von Teilnehmer, Veranstaltern, Ausstellern und Begleitpersonen, sondern auch Einnahmen in „vorgelagerten“ Wirtschaftszweigen, die indirekt von den Veranstaltungen verursacht wurden (zum Beispiel Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Druckereigewerbe, Kommunikationsunternehmen, Bauwirtschaft, Banken, Versicherungen). Seit 2009 ist der Beitrag der Wiener Tagungsindustrie zum BIP um rund 63 Prozent gestiegen.

„Wiens Meeting-Industrie ist ein zuverlässiger Arbeitgeber: Österreichweit sicherte sie über 21.500 Ganzjahresarbeitsplätze. Um das in Relation zu setzen: Das entspricht etwa der Bevölkerungszahl von Amstetten, Hallein oder Kufstein. Im Vergleich zu 2017 sind das rund 500 zusätzliche Arbeitsplätze“, so Hanke weiter. „Das Tagungs-Rekordjahr 2018 reiht sich somit nahtlos in die Gesamtbilanz des Wiener Tourismus ein – insgesamt wurden 2018 in der Stadt 16,5 Millionen Gästenächtigungen gezählt.“

Was der Stadt Jahr für Jahr mehr Wertschöpfung und Arbeitsplätze bringt, wird auch von der Bevölkerung entsprechend geschätzt. Im Zuge der laufenden Befragung der Wiener zu deren Tourismusgesinnung (2018: 3.650 Personen im Alter von 18 bis 70) hat der WienTourismus auch gefragt, wie die Bevölkerung zu Kongressen in der Stadt steht. „Wir wollen sicherstellen, dass der wachsende Tourismus einen positiven Beitrag zur Entwicklung dieser Stadt leistet. 94 Prozent aller Wienerinnen und Wiener stehen ihm positiv gegenüber. Auch im Segment der Tagungen und Kongresse gibt es höchst zufriedenstellende Rückmeldungen: Drei Viertel der Befragten erkennen Kongresse und Messen als wichtigen Bestandteil des Tourismus. 58 % finden außerdem, dass die Stärkung von Wien als Meeting-Metropole ein Thema ist, dem sich die Wiener Tagungswirtschaft in den kommenden Jahren vermehrt widmen soll“, verweist Hanke auf die Befragung.

Die 4.685 Veranstaltungen des Jahres 2018 teilen sich auf in 1.544 Kongresse, davon 540 nationale und 1.004 internationale, sowie in 3.141 Firmenveranstaltungen beziehungsweise -tagungen und Incentives, davon 1.273 nationale und 1.868 internationale. „Gerade bei den internationalen Kongressen konnte Wien 2018 deutliche Zuwächse zu 2017 verzeichnen: Sie sind mit 25 Prozent um ein Viertel gewachsen, nationale Kongresse wuchsen um fünf Prozent. Internationale Firmentagungen und Incentives waren mit minus vier Prozent zwar leicht rückläufig, was aber durch ein Plus von 58 Prozent bei diesbezüglichen nationalen Veranstaltungen mehr als wettgemacht werden konnte“, erklärt Tourismusdirektor Norbert Kettner. Neuerlich macht der Anteil von Meetings an Wiens gesamttouristischem Übernachtungsaufkommen im Jahr 2018 zwölf aus.

Das Steueraufkommen aus Kongressen, Tagungen und Incentives in Wien betrug im vergangenen Jahr 331,57 Millionen Euro (plus drei Prozent), nach 2017 wurde damit zum zweiten Mal die 300-Millionen-Euro-Grenze überschritten. 216,94 Millionen Euro davon gingen an den Bund, 40,44 Millionen Euro an Wien, 74,19 Millionen Euro teilen sich auf andere Bundesländer und Gemeinden auf. Basis für die Berechnung von Wertschöpfung und steuerlichen Effekten ist das von der Unternehmensberaterin und Lehrbeauftragten an der Wirtschaftsuniversität Wien Dr. Martina Stoff-Hochreiner entwickelte sowie laufend aktualisierte EVENT-MODEL-AUSTRIA.

Eine Besonderheit bei den internationalen Kongressen 2018 ist deren Dauer: Mit durchschnittlich 2,78 Tagen wurde hier die bis dato kürzeste Kongressdauer verzeichnet. Sie resultiert aus einem mit 53 % im Vergleich zu den Vorjahren besonders hohen Anteil an ein- und zweitägigen internationalen Kongressen. Die durchschnittliche Dauer nationaler Kongresse (1,85 Tage) blieb im Vergleich zum Vorjahr hingegen unverändert.

„Internationale Kongresse bleiben die ‚Cashcow‘ unter den Tagungen. Seit Jahren sind sie der stärkste ausschlaggebende Faktor für das wirtschaftliche Gesamtergebnis“, erklärt Tourismus-Direktor Norbert Kettner. Mit einem Anteil von 21 Prozent am gesamten Tagungsaufkommen repräsentiert das Segment der internationalen Kongresse mit 56 Prozent über die Hälfte aller Teilnehmer, mit 77 Prozent mehr als drei Viertel des Nächtigungsaufkommens und mit jeweils 82 Prozent den Löwenanteil der Wertschöpfung und der induzierten Steuereinnahmen für Wien.

Der klassische Kongressgast gibt am Tag mit durchschnittlich 541 Euro mehr als doppelt so viel aus wie der Durchschnitt aller Wien-Gäste mit 266 Euro. Die Ausgaben umfassen beispielsweise Hotelnächtigung, Teilnahmegebühren, Konsumation in gastronomischen Betrieben, Eintritte, Shoppingausgaben oder Transportleistungen vor Ort.

Veranstaltungen aus dem Bereich der Humanmedizin machen mit einem Anteil von 41 Prozent den Großanteil jener Nächtigungen aus, die in Wien durch Kongresse generiert wurden, gefolgt von  zwölf Prozent aus dem Bereich Naturwissenschaften. Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 lässt sich deutlich am Anteil des Segments Wirtschaft und Politik ablesen: Dieser lag 2017 bei neun Prozent und verdoppelte sich 2018 beinahe auf 16 Prozent des Nächtigungsaufkommens. „Das Vienna Convention Bureau verzeichnete rund 270 eindeutig dem EU-Rat zugeordnete Kongresse“, erklärt Kettner. Die Vereinten Nationen hatten 2018 einen achtprozentigen Anteil am Gesamtkuchen. Der Rest teilt sich auf andere Bereiche auf.

Als permanente Konferenzeinrichtung des EU-Rats fungierte das Austria Center Vienna (ACV), das etwa 130 Veranstaltungen mit insgesamt über 20.000 Teilnehmern beherbergte. Darunter waren zahlreiche hochrangige politische Konferenzen, die erhöhte Sicherheitsvorkehrungen verlangten und mit viel Medienpräsenz einhergingen. Sämtliche Veranstaltungen des Ratsvorsitzes wurden als Green Meeting durchgeführt – nahezu papierlos, mit regionalem Catering und Wiener Hochquellwasser. Auch die direkte Anbindung an das öffentliche U-Bahn-Netz spielte eine wesentliche Rolle.

Info: www.vienna.convention.at

Tagungsstatistik (Grafik: Wien Tourismus)